Am 19. November jährte sich der Nazi-Anschlag auf den jüdischen Friedhof an der Dedestraße in Oldenburg-Osternburg zum ersten Mal. An jenem Tag gegen 3 Uhr morgens warfen fünf mit Stumhauben vermummte Nazis mehrere Farbbeutel über die Friedhofsmauer hinweg und beschmierten so mehrere Gräber und sechs Grabsteine mit weißer Farbe. Ein privat mit Fahrrad auf der Dedestraße fahrender Polizist entdeckte die Täter in flagranti und versuchte sie zu stellen. Durch den Einsatz von Pfefferspray konnten die Nazis jedoch flüchten – der Polizist erlitt dabei leichte Verletzungen [Info]. Als erste Reaktion auf den antisemitischen Anschlag zogen nach knapp eintägiger Mobilisierung am Abend des 23. Novembers rund 150 Menschen als »antifaschistischer Stadtteilspaziergang« durch die Straßen Osternburgs und benannten dabei auch die fünf mutmaßlichen Täter [Info]. Am 29. November 2011 wurde dann auch die Polizei aktiv und durchsuchte 6 Wohnungen eben jener fünf Nazis im Alter zwischen 18 und 25 Jahren in der Stadt Oldenburg und in den Landkreisen Ammerland und Oldenburg. Dabei wurden Pfefferspray, Sturmhauben, Teleskopschlagstöcke und Messer sichergestellt. Vier der fünf Tatverdächtigen waren – wenig überraschend – Mitglieder der NPD [Info].
Dass die Einschätzung lokaler Antifa-Gruppen über die Urheberschaft des Anschlags zutreffend war, zeigte sich nun auch durch die Verurteilung eines ersten geständigen Nazi`s: »Das Jugendschöffengericht am Amtsgericht zeigte sich überzeugt von der Schuld eines 21-Jährigen aus Hude. Vorgeworfen worden war ihm Störung der Totenruhe und Körperverletzung. Der Richter verurteilte ihn zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Das bestätigte das Amtsgericht am Dienstag auf Anfrage. Neben dem geständigen 21-Jährigen musste sich auch ein 23-jähriger Oldenburger vor Gericht verantworten. Der zweite Angeklagte, so ein Gerichtssprecher, habe die Tat bestritten. Eine Beteiligung an dem Anschlag sei ihm nicht nachzuweisen gewesen. Gegen den Freispruch hat die Staatsanwaltschaft nach Angaben einer Sprecherin Berufung eingelegt. (…) Wegen des Anschlags auf den jüdischen Friedhof wurden bislang nur zwei Männer aus der Gruppe angeklagt. Ob es noch weitere Anklagen geben könnte, blieb am Dienstag offen«, so die NWZ in ihrer heutigen Ausgabe.
»Für Bombenstimmung sorgt die Bundeszentrale für politische Bildung aktuell mit einem vermeintlichen Aufklärungsvideo: „Die Linken fackeln Luxuskarossen ab… und die Rechten kontern mit den sogenannten Dönermorden“, heißt es in dem mit Bildmaterial unterlegten Text. Ein krasses Beispiel dafür, wie einfach sich eine rassistische Mordserie im Land der Extremismustheorie verklären lässt. (mehr…)«
Der Kulturausschuss des Stadtrates hat sich bei seiner Sitzung am 20. November einstimmig für die Errichtung einer Gedenktafel für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Oldenburg ausgesprochen, welche vermutlich vor dem PFL aufgestellt wird. Dem Vorschlag des Arbeitskreises »Erinnerung gestalten« folgend soll eine vier mal vier Meter große Erinnerungstafel gefertigt werden, auf welcher neben einem Stadtplan aus dem Jahr 1940 die Namen und die letzten Wohnanschriften der bisher identifizierten 169 jüdischen Todesopfer aufgebracht werden sollen. Begleitend wollen SchülerInnen der Paulus-Schule zwei Broschüren anfertigen, welche als Grundlage für Stadtrundgänge dienen sollen.
Am kommenden Samstag, dem 24. November organisiert das Autonome Feministische Referat, kurz FemRef, an der Carl von Ossietzky Universität einen Vortrag zum Thema »Mythen zu sexualisierter Gewalt«, welcher von 18.30 bis 21 Uhr im Raum A01-0-005 an der Uni Oldenburg stattfindet. Der Vortrag ist offen für All Gender* und eine Anmeldung ist auch nicht nötig. Hier nun noch der Ankündigungstext: »Es ist eigentlich falsch, zu sagen, dass es zahlreiche Mythen über Vergewaltigung und sexualisierte Gewalt gibt. Denn im Grunde gibt es den Mythos. Und dieser lautet wie folgt: Eine junge Frau geht nachts allein eine dunkle Straße entlang, als auf einmal ein finsterer Kerl aus dem Gebüsch springt…
Diese Vorstellung von sexualisierter Gewalt ist in vielen Hinsichten falsch. In den meisten Fällen kennt die Betroffene den Täter, in vielen Fällen ist der Tatort die eigenen vier Wände. Diese Mythen werden in einem kurzen Vortrag aufgedeckt, um dann in einer gemeinsamen Diskussion über die gesellschaftlichen Ursachen von sexualisierter Gewalt zu sprechen und Ansatzpunkte zur Veränderung zu finden. Dabei sollen sowohl individuelle Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, als auch über gesamtgesellschaftliche Möglichkeiten gesprochen werden.«
»Fünf Frauen aus dem Libanon rufen via Facebook zur Intifada, also zum Aufstand auf gegen die Unterdrückung der Frauen. Nach nur einem Monat haben sie 60.000 Fans und rund Tausend Unterstützerfotos auf ihrer Seite.« [Quelle]
»Die Medieninstallation Blackbox Abschiebung thematisiert das Schicksal von Menschen, die gerne geblieben wären. Wir – ein Bündnis aus Oldenburger Initiativen und Einzelpersonen, die sich für das Recht zu bleiben und gegen die rassistische Praxis der Abschiebungen einsetzen – organisieren die Medieninstallation (26.11.2012 – 25.01.2013, IBIS, Clävemannstraße 16; Öffnungszeiten: Montag – Donnerstag 10-17 Uhr, Freitag 10-20 Uhr) und ein umfassendes Begleitprogramm:(mehr…)«
»Die Blackbox-Realität | Abschiebung ist Alltag: Jedes Jahr werden etwa 10.000 Menschen aus der Bundesrepublik Deutschland abgeschoben. Wie ihr Leben weitergeht, nachdem sie mitten aus ihrem Alltag gerissen wurden, bleibt oft im Verborgenen. Aus der realen »Blackbox Abschiebung« finden die Geschichten und Bilder nur selten in die BRD zurück.
Die Blackbox-Idee | Neun Personen, die abgeschoben worden sind, erzählen ihre Geschichte in Videointerviews und Digitalkamera-Aufnahmen. Sie dokumentieren so ihre Abschiebung und die Ankunft im Zielstaat und berichten als Reporter_innen über ihr Leben nach der Abschiebung. Die Speicherkarten der Kameras haben sie zurück in die Bundesrepublik geschickt.
Die Medieninstallation Blackbox | In einem Blackbox-Wohnzimmer aus Gebrauchtmöbeln steht ein Fernsehgerät. Es könnte das Wohnzimmer eines der Abgeschobenen sein. Diese können aber nur noch über den Bildschirm von sich erzählen. Das Programm, das auf dem Fernseher in Endlosschleife läuft, ermöglicht den Besucher_innen Einblicke in Lebensrealitäten, die oft im Dunkeln bleiben.«
Am heutigen Mittwoch demonstrierten wohl mehr als 2000 Studierende der Carl-von-Ossietzky-Universität gegen die Studiengebühren in Niedersachsen. Knappe zwei Monate vor der Landtagswahl sahen die OrganisatorInnen in der Demo »eine gute Gelegenheit den Parteien die Meinung der Studierendenschaft mitzuteilen«. Nachdem selbst im CSU-regierten Bayern eine Abschaffung der Gebühren im Raum steht, ist Niedersachsen das einzige Bundesland, was am Bezahlstudium festhalten will und damit die sowieso schon vorhandene soziale Selektionswirkung des Bildungssystem noch verstärkt.
Am Freitag, dem 23. November präsentieren die HerausgeberInnen auf Einladung des Infoladens Roter Strumpf in Kooperation mit der Rosa Luxemburg Stiftung Niedersachsen e.V. um 19 Uhr im Alhambra ihr Buch »Darum Feminismus!«.
»In diesem Buch geht es darum, verschiedene (links)radikale feministische Ansätze zusammen zu denken und diese Überlegungen auf Themenbereiche linker Politik anzuwenden: Wo ist eigentlich ist der Ausgangspunkt unserer Kämpfe? Wie sehen feministische Perspektiven auf Freiraumpolitik aus? Wie auf Antimilitarismus, Rassismuskritik, Antifaschismus und Antikapitalismus? Wie war das mit der Definitionsmacht und was genau ist konsensualer Sex? Und diese Fragen sind noch lange nicht alle. Zwei Herausgeberinnen werden an diesem Abend berichten, diskutieren und zu offenen Fragen Stellung beziehen.«
Hier nun der Ankündigungstext: »„Ich wusste nicht, was auf mich zukam. Aber ohne die Arbeiterklasse hatten wir keine Chance, die Welt zu verändern, so viel war klar.“ Das schrieb Harry Oberländer 1977, Jahre nachdem er als revolutionärer Aktivist bei Opel in Rüsselsheim angeheuert hatte. Vom Studenten zum Arbeiter. Was heute kaum vorstellbar klingt, war Anfang der 1970er Jahre weit verbreitet. Einige tausend junge Linke tauschten den Seminarstuhl gegen die Werkbank, um sich mit den Arbeitern am Fließband zu vereinen. In seinem Buch „Frühschicht“ geht Jan Ole Arps der Geschichte dieses (fast) vergessenen politischen Experiments nach. Er beschäftigt sich mit den K-Gruppen, die sich an Lenins Modell der Kaderpartei orientierten, und den Spontis, die die These von der Autonomie der Arbeiterkämpfe in der Fabrik erprobten, schildert die Kluft zwischen revolutionärer Hoffnung und betrieblichem Alltag und forscht nach den Strategien der Beteiligten, mit diesem Widerspruch umzugehen. Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen der Protagonisten, die mal nur einige Monate, manchmal ein ganzes Leben in der Fabrik geblieben sind.
Das Buch bietet Anlass zur Auseinandersetzung mit der Geschichte betrieblicher Kämpfe in der Bundesrepublik, es wirft aber auch Fragen auf, die heute noch aktuell sind: Wie kann eine Verbindung von Radikalität und Alltag aussehen? Wo liegen die Grenzen des politischen Aktivismus? Im Anschluss an die Buchvorstellung wird Gelegenheit sein, über diese und andere Fragen zu diskutieren.«
Der Oldenburger Energieversorger EWE erhöht mal wieder den Strompreis – die letzte Erhöhung ist ja schließlich auch schon 9 Monate her. Ab dem 1. Januar muss mensch für Strom aus dem Hause EWE nun also saftige 14,7 Prozent bzw. 3,67 Cent je Kilowattstunde mehr berappen. Für einen Durchschnittshaushalt bedeutet dies eine Mehrbelastung von rund 128 Euro pro Jahr. »Im Sinne der Kunden hätte man die Preise gerne stabil gehalten«, gibt die NWZ den Geschäftsführer der EWE Vertrieb GmbH wieder. Na klar…
Am 8. November benannte der »Förderverein Internationales Fluchtmuseum« den bis dato namenlosen Fußweg zwischen dem Parkplatz des aktiv+irma-Supermarkts an der Bremer Straße und der Bushaltestelle Schützenhofstraße auf eigene Faust in »Georg-Elser-Weg« um. Der Schreinergeselle Georg Elser versuchte vor genau 73 Jahren mit einer gut platzierten Bombe im Münchner Bürgerbräukeller Adolf Hitler in den Tod zu befördern, um so einen Beitrag zum Ende des Nationalsozialismus zu leisten. Sein Versuch misslang leider. Auf der Flucht wurde Elser festgenommen und erst im KZ Sachsenhausen, später im KZ Dachau interniert. Am 9. April 1945 wurde er »auf höchsten Befehl« ermordet.
FOTO: mno/Oldenburger Lokalteil
Mit der Straßenbenennung will der »Förderverein Internationales Fluchtmuseum« nun die Erinnerung an den tatkräftigen Antifaschisten wachhalten. Bleibt zu hoffen, dass die Stadtverwaltung diesem Ansinnen nicht noch einen Riegel vorschiebt. Der Oldenburger Lokalteil hat übrigens einen sehr lesenswerten Artikel zur Umbennung und zum Leben von Georg Elser veröffentlicht, auf dessen Informationen auch diese Meldung beruht. Den Artikel findet ihr hier.
»Wegen vermehrter Neonaziaktivitäten fand am 13.10. in Emsdetten eine antifaschistische Demonstration statt, an der über 500 Menschen teilnahmen. Gleichzeitig wurde eine Gegenkundgebung organisiert, zu der sich 11 Neonazis blicken ließen.
Mit Gruß: Robin Sudbrink aus Hude
Auch Oldenburger Nazis beteiligten sich an dem kümmerlichen Protest: Robin Sudbrink und Erik Bruhn aus Hude reisten gemeinsam mit Jan Wilko Hahn-Cassens aus Aurich (Ostfriesland) nach Emsdetten. Dort hinterließen sie auch Schmierereien mit der Inschrift „Nationale Sozialisten Oldenburg“.« [antifa.elf]